Haltung

Unsere Haltung hat ihre Wurzeln in der Konfrontativen Pädagogik. Um zu verdeutlichen welche Haltung die Konfrontative Pädagogik vertritt, folgt nachstehend ein kurzer Exkurs darüber:

Sozialpädagogik und schulpädagogische Erziehungskonzepte waren viele Jahre von Akzeptanz, Empathie, Emanzipation und Kompetenzförderung geprägt. Pädagogen entwickelten auf dem Hintergrund zahlreicher Verständnis- und Erklärungsmuster für Gewaltdelikte, eine verstehende und leider nur allzu oft entschuldigende Pädagogik, die  Jugendlichen jedwede Form der Regel- und Normenverletzung nachsah, wenn die individuelle Sozialisation nur schwierig genug war. Die Untaten wurden als logische Folge sozialer Ausgrenzung und Deprivation hingenommen.
Die Sichtweisen und die gängige Praxis verändern sich jedoch zunehmend. Wir befinden uns im Prozess einer Paradigmenverschiebung. Jugendliche Straftaten zu verstehen, heißt nicht mehr, diese durch Erklärungsmuster zu bagatelisieren, sie zu entschuldigen und somit indirekt Einverständnis zu signalisieren. Somit sehen wir

den Menschen als Schöpfer seiner eigenen Lebensgestaltung im Rahmen seiner sicherlich eingeschränkten Lebensumstände. Das bedeutet, dass wir gewaltbereite Jugendliche und Erwachsene primär als eigenverantwortlich für ihre Taten ansehen und ihre Lebensumstände keine Entschuldigung für ihre gestörte Lebensführung sind.

Wir Erwachsene haben es durch unterlassene Grenzziehung ermöglicht, dass sich Kinder und Jugendliche Rechte und Territorien angeeignet haben, die ihnen nicht zustehen.
Grenzen sind zu ziehen, wo Gefahren drohen, wo Menschen geschädigt werden und wo das öffentliche Leben, also auch im öffentlichen Raum, dies erfordert.
Somit wird zunehmend die Notwendigkeit erkannt, Täter (kleine wie große) mit den Folgen ihres Handelns für die Opfer zu konfrontieren. Die Auseinandersetzung mit den Tatfolgen, ist in der konfrontierenden Arbeit ein bedeutsamer Schlüssel für den Zugang zu den Tätern, denn die Opferperspektive ist für die Täter das Tabu-Thema.
Somit definiert die konfrontierende Arbeit einen zivilisatorischen Standard der Friedfertigkeit.

„Niemand hat das Recht, den Anderen auszugrenzen, zu beleidigen oder zu verletzen.  Geschieht dies dennoch, erfolgt Konfrontation“.    

Um jedoch keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht nicht um die Wiederbelebung autoritärer Strukturen in einem neuen terminologischen Gewand. Die Professionellen, die hinter jedem konfrontativen Handeln Ansätze „Schwarzer Pädagogik“ vermuten, sollten bedenken, dass vor jeder Konfrontation der Beziehungsaufbau zum Probanden steht. Und weiterhin ist die Vorraussetzung für eine Konfrontation die Interventionserlaubnis der direkt Betroffenen. Das heißt, auf der Grundlage einer von Sympathie und Respekt geprägten Beziehung, gilt es das wiederholt aggressive oder abweichende Verhalten (Beleidigung, Mobbing, Vandalismus, Körperverletzung etc.) ins Kreuzfeuer der Kritik zu nehmen. Ziel ist eine Einstellungs- und Verhaltensänderung beim Betroffenen. Das Motto lautet:

Den Menschen mögen und verstehen, aber mit seinem abweichenden bis kriminellen Verhalten nicht einverstanden sein. Das heißt, wir praktizieren eine klare Linie mit Herz, das auch mit 80% Empathie und 20% Konfrontation bezeichnet werden kann.
 

Viele Mehrfachtäter folgen einem bestechenden Verständnis: Sie interpretieren Freundlichkeit und Milde als Schwäche. Sie rechnen die empathische Kompetenz der Pädagogen leider dem Repertoire der Looser zu. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass nun härtere Strafen das Allheilmittel sind. Vielmehr liegt die Wahrheit in der Mitte: Klare Linie mit Herz impliziert, dass eine soziale Entwicklung und damit eine Veränderung der Probanden nur erfolgen kann wenn es gelingt, die akzeptierende Haltung dem Probanden gegenüber authentisch zu leben und mit dem konfrontierenden Ansatz zu verbinden.

Akzeptanz + Konfrontation = soziale Entwicklung

das bedeutet, Konfrontation ohne Vertrauen und Akzeptanz verhindert beim Probanden, dass ein Verständnis bei ihm für Wechselwirkungen und für seine Gefühle geweckt werden. Der Widerstand gegen die Konfrontation würde jedes Nachdenken über seine Tat verhindern.
Andererseits setzt ein extrem hohes Maß von Verständnis und Angenommensein ohne Herausforderung und Konfrontation keine Entwicklung in Gang.

Aus dieser Haltung heraus verfolgen wir mit unseren Angeboten folgende Ziele:


Bezogen auf die Sozialkompetenz von aggressiven Mehrfachauffälligen ergibt sich oft ein ernüchterndes Bild: Die Empathie in Bezug auf Opferfolgen ist nur marginal ausgeprägt. Ebenso ist oft die Frustrationstoleranz bei Aggressiven, die biografieanalytisch meist auch mehrfach frustriert und evtl. auch traumatisiert wurden, nahezu aufgebraucht. Auch die Rollendistanz, also die Fähigkeit mit Ironie und Humor auf Abstand zur eigenen Rolle zu gehen, ist bei aggressiven Mehrfachauffälligen förderungswürdig, da sie oft mit großem Ernst in ihrer z. T. martialischen  Rolle verhaftet sind. Aus diesem Grund verfolgen wir folgende Sozialisationsziele:

  • Ausbau der Handlungskompetenz
  • Festigung moralischen Bewusstseins
  • Förderung prosozialen Verhaltens
  • Vermittlung der Opferperspektive
  • Reflektion des eigenen Selbstbildes
  • Opfervermeidung